Fraunhofer-Technologie im Praxistest: Visualisierungen beschleunigen den Glasfaserausbau

Das Fraunhofer IGD hat eine Software entwickelt, die den Planungsprozess für den Glasfaserausbau weiter automatisiert. Dank Fibre3D kann die Telekom Anträge bei den Kommunen ohne aufwendige Ortsbegehungen einreichen – das spart Zeit und sorgt für ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren, sodass der Glasfaserausbau nicht ins Stocken gerät.

Die dünnen Glasleitungen zu verlegen, ist einer der letzten Schritte im komplexen Prozess des Glasfaserausbaus. Im Vorfeld stehen umfangreiche Planungen und Beantragungen bei Ämtern und Kommunen an. Die Telekom unterstützt ihre Mitarbeiter, indem sie digitales Kartenmaterial erstellt, doch ein kleines, aber entscheidendes Detail ließ sich bisher nicht vom Schreibtisch aus planen: Die Platzierung der Netzverteilerkästen, welche die einzelnen Glasfaserleitungen von der Haupttrasse aus an die Haushalte verteilen, erfordert zeitaufwendige Vor-Ort-Termine.
 

Netzverteilerkästen: virtuelle Planung in 3D

Mit der Software Fibre3D des Fraunhofer IGD tauchen die Planerinnen und Planer zukünftig in eine 3D-Welt ein und können die Kästen virtuell positionieren. Messfunktionen und maßstabsgetreue Projektionen ermöglichen es auch bei technisch anspruchsvollen Lokationen, die mögliche Aufstellung zügig zu prüfen und dabei alle Faktoren zu berücksichtigen, wie beispielsweise die vorgeschriebene Breite des restlichen Gehwegs. Ist die digitale Planung abgeschlossen, lassen sich direkt aus dem Tool heraus anschauliche Fotomontagen für die Antragsunterlagen zur Standortsicherung generieren. Dieser realistische Eindruck erleichtert auch dem Wegeunterhaltspflichtigen den Genehmigungsprozess.
 

Aufwendige Planungsphase wird deutlich verkürzt

Eine erste Version von Fibre3D kam 2019 bei der Telekom in vier Planungseinheiten zum Einsatz. »In einem Fall konnte ein Kollege an einem einzigen Tag 27 Standorte vorbereiten und direkt der Kommune zur Genehmigung senden – und das alles digital«, gibt Marius Kraus ein erstes Feedback, Product Owner Fibre3D von der Deutschen Telekom Technik GmbH. Mit einzelnen Terminen vor Ort, Fotoaufnahmen und der Antragstellung im Nachgang wäre das nicht zu schaffen gewesen. »Im klassischen Prozess verbringen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel Zeit auf der Straße. Auch eine Nachbearbeitung der Standorte – wenn eine Kommune Änderungswünsche hat – geht nun viel schneller.«
 

Software wird stetig weiterentwickelt

Nach und nach kommt die Software in immer mehr Ausbaugebieten zur Anwendung. Aus den ersten Praxiseinsätzen ergeben sich weitere Anforderungen an das Tool. So wurden inzwischen verschiedene Größen der Netzverteilerkästen als Auswahlmöglichkeit in der 3D-Ansicht integriert. »Das Feedback der Planer ist ungemein wertvoll, und wir beziehen es ständig in unsere Weiterentwicklung und Fehlersuche mit ein«, so Pascal Bormann, Entwickler am Fraunhofer IGD. Doch nicht nur deshalb hat sein Team gut zu tun: »Wir stehen vor der technischen Herausforderung, dass immer größere Gebiete mit Glasfaser erschlossen werden sollen, und damit wird auch die zu verarbeitende Datenmenge immer umfangreicher«. Künftig sind weitere Anwendungsfälle im Rahmen der Glasfaserplanung mit Fibre3D vorstellbar. Derzeit arbeiten die Entwicklerinnen und Entwickler am Fraunhofer IGD daran, Tiefbautrassen zu visualisieren, sodass dem Planungsteam nicht nur die Position der Netzverteilerkästen zur Verfügung steht, sondern auch der Verlauf der Kabel angezeigt wird.