Die zentrale Funktion der Pflegekräfte in der Gesundheits- und Pflegebranche hat sich in der Coronapandemie bestätigt, doch ist der nunmehr »systemrelevante« Bereich schon lange überlastet. Deshalb erforscht das Fraunhofer IGD, wie das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz in Pflegeeinrichtungen und Altenheimen zum Einsatz kommen können.
Pandemien und der demografische Wandel (die Überalterung unserer Gesellschaft) werden uns in einer globalisierten Welt weiterhin beschäftigen, und diese Entwicklungen betreffen unmittelbar unsere medizinische Versorgung und den prekären Pflegebereich. Das Bundesministerium für Gesundheit hat daher auf dringend benötigte »Entlastungen durch den medizinischen und technischen Fortschritt oder durch die Digitalisierung« hingewiesen.
Um die komplexen Anforderungen in der Pflege zu unterstützen, setzt das Institut unter anderem auf IoT-gestützte Technologien, um die Inkompatibilität verschiedener Standards und Produkte zu überwinden. Nicht nur der Mensch an sich muss betrachtet werden, sondern der Mensch in seiner realen Umgebung, wozu Prozessabläufe in Alten- und Pflegeheimen genauso gehören wie die systematische Vernetzung von zum Einsatz kommenden Systemen.
Einzellösungen, eingeschränkte Funktionen, fehlende Standards
Um dem Pflegepersonal zuverlässig unter die Arme zu greifen, gilt es, die Hürden der bisher am Markt zugänglichen Einzellösungen zu überwinden. Herkömmliche lokale Bewegungsmelder und Berührungssensoren auf dem Markt arbeiten oft ungenau. Sie reagieren lediglich auf Wärme oder Licht und unterscheiden nicht, ob ein Patient aus seinem Bett aufstehen will oder nur die Bettdecke zu Boden gerutscht ist. Zudem ist es meist nicht möglich, verschiedene Systeme zu kombinieren. Es gibt noch immer zu viele verschiedene Kommunikations- und Funkstandards. Häufige Fehlalarme, die durch einzelne, situationsunabhängige Geschehnisse ausgelöst werden, erschweren dem Pflegepersonal zusätzlich die Arbeit. Nur wenn vernetzte Technologien und KI-gestützte Software zusammenspielen, gelingt es, Unregelmäßigkeiten schon im Vorfeld zu erkennen.
Schon heute ist es möglich, mit IoT-Technologien – wie einem intelligenten Fußboden, Bewegungsmeldern und anderen Sensoren – die im Raum gegebene Situation zu überwachen, sofern diese in ein offenes System eingebettet ist. Zukünftig könnte der Einsatz von künstlicher Intelligenz noch einen Schritt weitergehen und die Situation selbstständig analysieren. Ein KI-gestütztes System erkennt Gewohnheiten und Verhaltensmuster und kann bei Abweichungen auf potenzielle Gefahrensituationen schließen.
So könnte Pflege in Zukunft aussehen
KI-gestützte Software und ihre Vernetzung im Internet of Things (IoT) erfasst im ganzen Raum Unregelmäßigkeiten und macht zeitaufwendige Kontrollgänge des Personals überflüssig. Eine ins System integrierte Alarmanlage mit Lautsprecherfunktion ermöglicht dem Patienten, Fehlalarme selbstständig zu beheben. Auch beim täglichen Medizincheck wirken Patienten durch leicht handhabbare Instrumente aktiv mit, beispielsweise bei der Eingabe der Werte beim Blutdruckmessen. Die Daten fließen durch eine automatische Übertragung in die immer umfangreicher werdende Patientenakte. Der Dokumentationspflicht ist Folge geleistet, der Pflegeverlauf wird transparent und offen nach außen kommuniziert. Dies entlastet ein weiteres Mal das Personal, das mehr Zeit für seine Kernaufgabe hat – die qualitative Arbeit mit den Menschen.